Schulzendorf hat gewählt, wer sind die Gewinner und Verlierer?

Am 26. Mai hat Schulzendorf den Gemeinderat gewählt. Zuvor hatten die Parteien ihre Plakate an die Laternen gehängt, Flyer in die Briefkästen verteilt und sich mit Sonnenschirmen vor das Rathaus gestellt, um für sich zu werben. Das Ergebnis weist klare Gewinner und Verlierer auf.

Unzweifelhaft muss man die AFD als Gewinner anerkennen. Drei Kandidaten stellten sich erstmalig zur Wahl und erhielten sofort drei Sitze im Gemeinderat. Lediglich der Name Markus Hecker tauchte schon einmal im politischen Diskurs auf, er war 2017 der AFD-Kandidat für die Bürgermeisterwahl. Die Flyer, die die AFD verteilt hat, bezogen sich eher auf die Bundes- und Europapolitik. Das „Programm“ für Schulzendorf war ein eiligst hingefleddertes Faltblatt ohne große Aussagekraft. Trotzdem konnten sie 15,7 % der Stimmen erreichen.

Klare Gewinner sind auch die Grünen. Bisher mit nur einem Sitz im Gemeinderat ausgestattet konnten sie nun auch drei Sitze gewinnen. Auch hier war die Galionsfigur ein ehemaliger Bürgermeisterkandidat, der in den letzten fünf Jahren mühsam Grünenpolitik betrieben hat. 16,3 % der Stimmen ist ein achtungsvoller Erfolg.

Die auf Bundesebene schwer gebeutelte SPD konnte immerhin einen Sitz dazu gewinnen. Bisher mit nur zwei Sitzen im Gemeinderat versehen, haben sie nun auch drei Sitze. Der Jungstar der SPD Dominic Lübke hatte frühzeitig mit dem Wahlkampf begonnen und seine Mannschaft gut in Szene gesetzt. Die Schulzendorfer SPD ist mit ihm wieder auferstanden.

Überraschend ist der Einzug der FDP in den Gemeinderat. Der Kandidat Denis Gottwald hatte sehr früh viele Plakate mit seinem Gesicht in Schulzendorf aufgehängt, ihn persönlich konnte man aber nirgends antreffen. Flyer hat er auch nicht verteilt. Trotzdem ist er nun im Gemeinderat.

Zu den Verlierern der Gemeinderatswahl in 2019 zählt das Bürgerbündnis. Sie sind zwar in 2014 auch nur mit zwei Kandidaten im Gemeinderat gestartet, konnten aber in der Zeit die Bürgermeisterkandidatin Ramona Brühl von der CDU abwerben. Anstatt drei Mitglieder hat das Bürgerbündnis jetzt nur noch zwei.

Von einer Wahlschlappe kann man bei der CDU sprechen. In 2014 sind die Konservativen mit vier Gemeinderäten gestartet und haben in 2019 nur noch drei. Bereits in der Vorwahlkampfzeit ist eine angeworbene Kandidatin im Streit mit dem Alt-CDU-Chef Joachim Kolberg gleich wieder abgesprungen. Kolberg müht sich seit Jahrzehnten, gewählt zu werden. Das hat oft geklappt, aber nicht immer. Die Wahlen zum Bürgermeister und zum Bundestag hat er damals verloren. Nun ist er sogar aus dem Kreistag geflogen und in Schulzendorf hat er etwa 250 Stimmen weniger als in 2014 erhalten. Die Ära Kolberg scheint vorbei zu sein. Schon zum Ende der Legislative haben sich auch schon seine Koalitionsfreunde der Linken von ihm abgewendet.

Der größte Verlierer der Gemeinderatswahl in 2019 ist die Linke. Drei Sitze mussten sie abgeben. In 2014 sind sie selbstbewusst mit sechs Sitzen und einer überraschenden Koalition mit der CDU und dem Bürgerbündnis gestartet, um den Bürgermeister zu stürzen. Weder den vorzeitigen Sturz des Bürgermeisters, noch die Kandidatur einer eigenen Bürgermeisterkandidatin haben das Ziel erreicht. Für die Blockadepolitik der letzten Jahre hat die Linke nun einen großen Denkzettel verpasst bekommen. Der Vorzeigekandidat und Stimmenmagnet Herbert Burmeister hat in 2019 fast eintausend Stimmen weniger als in 2014 erhalten. Burmeister war 16 Jahre Bürgermeister und fünf Jahre Vorsitzender des Gemeinderats und wird jetzt mit solch einem Stimmenverlust abgewatscht.

Die Beiden Einzelkandidaten Knuffke und Schulze konnten nicht in den Gemeinderat einziehen. Beachtliche 362 und 286 Stimmen ohne persönliche Präsenz, Plakate oder Flyer reichten nicht für einen Sitz im Gemeinderat. Als Erfolg können sie aber für sich verbuchen, mehr Stimmen erhalten zu haben, als manch anderer Kandidat, der schon viele Jahre im Gemeinderat saß.

Der neue Gemeinderat stellt sich nun recht ausgeglichen dar. Fast alle Parteien haben drei Sitze, eine klare Mehrheit für eine Gruppe zeigt sich nicht. Man muss wohl zukünftig miteinander reden und in Diskussionen inhaltlich überzeugen. Schulzendorf darf sich auf die kommenden fünf Jahre freuen.

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