Gemeinderat tagt über Video

Die Grünen haben es erst kürzlich vorgemacht, ein Parteitag über Video. Wegen Corona hat man auf ein Treffen in einer Halle verzichtet und die Delegierten per Video zugeschaltet. Die Grünenchefs waren in einem Studio, das wie Omas Wohnzimmer eingerichtet war, und die Delegierten haben den Parteitag am Bildschirm verfolgt. Technisch verlief das alles nicht immer reibungslos. Ex-Minister Jürgen Trittin rastete schon mal vor seinem Monitor aus, weil er seine Rede mehrmals neu starten musste.

Die AFD hält an der Tradition fest und führt ihren Parteitag in Kalkar durch. Natürlich sind die Delegierten anwesend, ist ja auch nicht schlimm, denn Corona gibt es ja nicht. AFD-Mitglieder findet man bei den Querdenkern, die sich gegen die Coronaregeln wehren wollen. Den Parteitagsort konnten sie auch nicht besser auswählen. Kalkar, der Ort, in dem ein Kernkraftwerk gebaut werden sollte, das aber nie in Betrieb ging. Schöne Symbolik, tagt mal schön liebe AFD, es wird sowieso nichts daraus!

Der Gemeinderat Schulzendorf tagt nun auch als „Videoschalte“. Die Öffentlichkeit kann dem Beiwohnen. Wahrscheinlich sitzt man irgendwo im Kino und starrt auf eine Leinwand, auf der die einzelnen Mitglieder zu sehen sind. Man besucht sie quasi zu Hause und kann mal sehen, wie die Einrichtung aussieht. Wer eigene Erfahrungen mit Videositzungen hat, erfreut sich an den Bildern zu Beginn einer Videositzung. Die Teilnehmer melden sich an und prüfen, ob alles funktioniert. Dabei werden sie aber schon gefilmt und sind für alle anderen zu sehen. Man sieht verzehrte Gesichter, die Oberlippe wird hochgezogen, die Stirn liegt in Falten und irgendwann wird gefragt, ob man zu sehen und zu hören ist.

Schön ist es auch, wenn die Teilnehmer ihre Kamera unter dem Monitor angebracht haben. Dann werden sie von unten gefilmt und der Zuschauer guckt ihnen in die Nase.

Nach einiger Zeit der Teilnahme sieht man, wenn es den Teilnehmern langweilig wird. Sie kramen dann an ihrem Arbeitsplatz herum, schauen in andere Richtungen und pulen sich im Ohr und prüfen den Fund aus dem Ohr.

Diese Videositzungen werden aber leider nicht im Internet ausgestrahlt, man muss schon ins Rathaus gehen. Schade, aber die Zeit wird bald kommen und Netflix wird ausgedient haben.

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