Wir sind Weltmeister!

Die Deutsche Nationalmannschaft hat in Brasilien das Weltfußballturnier gewonnen. Am Dienstag sind die Spieler mit einer Sondermaschine der Lufthansa in Berlin angekommen. Das Flugzeug kreiste einmal vor der Landung über der Stadt. Hunderttausende jubelten auf der Fanmeile den Spielern zu.
Das Flugzeug hat für den Anlass ein neues Design erhalten. Auf der Maschine stand in großen Buchstaben „Siegerflieger“ und „Fanhansa“. In Deutschland wurden nicht nur Autos mit Fähnchen geschmückt, die nach kurzer Zeit den Fahrbahnrand der Stadtautobahn schmückten, sondern Fenster, Türen und Häuserfassaden wurden mit schwarz-rot-gelben Fahnen ausgestattet. Fahnenmasten wurden in Gärten errichtet, selbst das Rathaus Schulzendorf war von Montag bis Mittwoch mit einer Deutschlandfahne geschmückt. Der Landrat musste einschreiten, weil das „Hoheitssymbol“ nur zu vorgeschriebenen Anlässen aufgehängt werden darf.
Wir sind Weltmeister! 80 Millionen Deutsche sind wieder wer in der Welt. Junge Millionäre haben in Brasilien mehr Tore geschossen als ihre gegnerischen Mannschaften. Sie spielten ein Spiel, das die Welt verzaubert. Viel Geld wurde für Fußballstadien in Brasilien ausgegeben, damit die jungen Männer Fußballspielen können. Dieses Geld musste das Land Brasilien aufbringen. Gelder, die vielleicht gut in Bildung oder gegen die Armut eingesetzt werden könnten. Von den armen Brasilianern konnte sich keiner Eintrittskarten der Spiele leisten. Sie saßen in ihren Slums vor Fernsehern und vergötterten ihre Spieler bis diese dann doch verloren haben.
Der große Verdiener war die FIFA. Sie hat das Turnier veranstaltet und abkassiert. Sobald das Logo der WM benutzt wurde hat die FIFA verdient. Was hatten die Brasilianer?
Sie hatten bunte Spiele, die sie zeitweise aus ihrem Elend geholt haben, aber keinen Titel. Nicht einmal Dritter sind sie geworden.
Hier in Deutschland wurden die Sieger gefeiert. Politiker freuen sich mit den Millionären über Tore, die in einem Spiel erzielt wurden. Sie freuten sich über das große Fußballfest. Da ist es völlig egal, welcher politischen Richtung sie angehören. Die Rechten wie die Linken, die Christen und Sozialen, die Liberalen und die Freien, alle schmücken sich mit schwarz, rot, gelb. Es wirkt populär, sich mit einem Fußballspieler fotografieren zu lassen. Die Ideale wurden über Bord geworfen. Jede Sozialkritik wurde zurückgestellt. Umverteilung, Ausbeutung und soziale Gerechtigkeit waren kein Thema mehr. Hoffentlich wird es bald eine Fußball-WM in Kuba geben. Vielleicht werden dann einige wieder aufwachen und zu ihren Idealen stehen, anstatt sich mit Fußballmillionären fotografieren zu lassen und sich wieder bewusst werden, wo sie stehen und wer sie sind.

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