Was ist denn in der Gemeindevertretung los? Ein Gastkommentar

 Nach einigen Jahren habe ich mal wieder eine Sitzung der Gemeindevertretung besucht und war über das erschrocken, was sich mir dort bot. Von Beginn an herrschte eine aggressive Stimmung. Vielleicht hing das damit zusammen, dass während der Sitzung fotografiert wurde. Der Fotograf war schnell als Störenfried identifiziert und ein Fotoverbot ausgesprochen, da legte der nächste los. Der zweite Fotograf durfte fotografieren. Der Unterschied war, der erste Fotograf war nicht von der Presse und der zweite war von der Presse. Wodurch sich die Fotos der beiden Fotografen unterscheiden und warum der eine fotografieren durfte und der andere nicht, blieb mir ein Rätsel.

Dann haben die Gemeindevertreter ihre Fragen gestellt. Ein älterer Herr fragte nach Leitplanken. Mit der Antwort war er nicht zufrieden und wiederholte die Frage und deutete zugleich an, dass der Bürgermeister nicht die Wahrheit gesagt hat. Das hielt ich eigentlich für unverschämt. Dieser raue Ton schien aber normal zu sein.

Nachdem Bürger Fragen gestellt haben und Hinweise gegeben haben, wurde die Tagesordnung abgearbeitet. Da ging es zum Beispiel um eine Horterweiterung. Es soll wohl angebaut werden. Eine Gemeindevertreterin, Frau Tauche, hat sich über den Beschluss gewundert und wollte darüber gar nicht sprechen. Nach meinem Verständnis ging es darum, dass festgelegt werden sollte, wie viele Plätze geschaffen werden sollen. Sie wollte aber vorher wissen, wie viel eine Erweiterung kosten wird. Kann man denn eine Kostenprognose abgeben ohne zu wissen, was man bauen will? Ein jüngerer Herr, Herr Wilhelm, meinte gar, man müsste erst einmal klären, ob man sich eine Horterweiterung leisten könne. Wenn man sich keine Horterweiterung leisten kann, würden dann die Hortkinder auf dem Schulhof auf ihre Eltern warten? Meine Kinder sind auch in Schulzendorf zur Schule gegangen. Es wäre ein Skandal, wenn die Gemeindevertretung nicht für ausreichende Hortplätze sorgen würde.

Interessant war die Diskussion über den Haushalt, denn es fand gar keine Diskussion statt. Herr Bäumer hat eine sehr lange Rede gehalten. Der Inhalt war sehr fragwürdig. Er gab nämlich an, der Haushalt sei ihm eigentlich egal, wichtig sei nur die Rücklage. Nun habe ich als gelernte Bankkauffrau auch schon mit Haushalten zu tun gehabt. Aber so einen Unsinn ist mir noch nicht unter gekommen. Es kann nicht egal sein, ob die Einnahmen die Ausgaben decken können, denn wenn das nicht gelingt, muss man die Rücklage in Anspruch nehmen. Um die Rücklage zu sichern muss man erst recht auf den Haushalt achten.

Die anderen Sprecher, Herr Kolberg, Herr Franke und Herr Gronau hatten inhaltlich gar nichts zu sagen. Sie waren wohl auch sehr froh darüber, dass Herr Bäumer zuvor so viel geredet hat.

 

Kurios war die Diskussion über die gelben Säcke. Ein Chefredakteur soll eine Dienstbeschwerde gegen den Bürgermeister hervor gebracht haben. Und zwar, weil er gelbe Säcke nur gegen Straßennamen verteilt hat. Mit solch einem Kram muss sich die Gemeindevertretung befassen. Wenn der Chefredakteur von einer Zeitung kommt, wollte er wohl mit dieser Beschwerde für eine neue Meldung sorgen.

Dann ging es noch um einen Baum. Der ältere Mann (der mit der Leitplanke) wollte, dass eine Eiche stehen bleiben soll, die beim Straßenbau stört. Jetzt darf er dabei sein, wenn sich ein Gutachter den Baum ansieht. Na schön, vielleicht sollten alle Gemeindevertreter freigestellt werden, damit sie bei allen Arbeiten der Verwaltung dabei sein können. Dann könnten sie sicher sein, dass in der Verwaltung richtig gearbeitet wird.

Mir ist noch aufgefallen, dass einige Gemeindevertreter ganz oft beschrieben haben, was sie alles gemacht haben und damit, wie gut sie sind. Allen voran Herr Kolberg. Es geht wohl straff auf die Wahlen zu.

Man hatte auch das Gefühl, dass die wahren Fachleute im Publikum sitzen. Der ehemalige Bürgermeister saß im Publikum und war ständig am Reden. Er stand sogar einmal auf und instruierte seine Parteigenossen, die wohl ohne seine Erklärungen nicht denken können. Der arme Mann kann wohl nicht loslassen. Angst musste man um Frau Pawlik haben. Die ehemalige Direktorin der Grundschule stöhnte ständig ziemlich laut. Hoffentlich hält ihr Herz die nächsten Sitzungen noch aus.

In der letzten Reihe im Publikum saßen gut gelaunte Gäste. Eigentlich ein Wunder, dass sich solche Bürger dieses Theater antun.

Daisy Duck

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